ULTRACOOL.

Wir treffen Mo Ghandehari in der Lobby seines Interior-Stores Hotel Ultra. Was den Interior-Laden ausmacht und warum sich ein Besuch bei ihm lohnt, lest ihr hier.

Wie oft hörst du mit deinem Team die Frage, ob ihr ein Hotel seid?

Oft.

Man schmunzelt schon, wenn man reinkommt ...

Ja, genau, das ist die Idee! Provokant, sarkastisch, besonders ... so in diese Richtung.

Wie kamst du auf die Idee für das Hotel Ultra?

Ich wollte einen Laden für Einrichtung, Interior und Design machen. Es ist ein absolutes Leidenschaftsprojekt von mir. Ich selbst bin kein Designer oder Architekt, aber ich habe eine große Leidenschaft für Design-Produkte. Und dementsprechend habe ich gesagt: Wenn ich selbst nichts entwerfen oder herstellen kann, handle ich eben die Sachen.

Wie bist du auf den Namen gekommen?

Es war relativ schnell klar für mich, dass ich den Store nicht ABC-Design nennen würde oder nach meinen Nachnamen oder Ähnliches. Da ich ein großer Depeche-Mode-Fan bin, kommt sehr viel Inspiration aus deren Songtexten und -titeln. Hotel Ultra ist aus einem Spaßvideo, als sie als Trash-Band von Bar zu Bar gezogen sind. Eine der Locations hieß Hotel Ultra – ein fiktives Hotel. Das Lied „It’s No Good“ ist aus dem Album „Ultra“.

Der Name wurde also Programm ...

Ja, und es war klar: Wenn wir den Store so nennen, müssen der Look und das Konzept daran angelehnt sein. Den Look siehst du ja selbst: Sowohl das Schild als auch die Rezeption, die die Kasse ist, oder z. B. der Fahrradständer, der die Garage darstellt, spiegeln die Idee eines Hotels wider. Die symbolischen Zimmer sind diese 36 Verkaufsboxen an der Wand – wir haben ja keine weiteren Räume. Dementsprechend haben wir 36 Schlüssel für diese Boxen. Die Uhren oberhalb der Rezeption stellen normalerweise die Zeiten der verschiedenen Zeitzonen dar. In unserem Fall stellen die Uhren die Uhrzeiten der Herkunftsländer der Marken dar, die wir hier im Store anbieten: z.B. Italien, Türkei, Japan oder auch Bosnien-Herzegowina.

Ein rundes Konzept also.

Ja, durch diese Hotelidee ließ es sich einfach spielen. Ein Hotel ist sehr empfänglich für Interior: Es gibt eine Lobby – hier sitzen wir gerade (zeigt auf das „Lobby“-Schild), hinten haben wir das Mini-Café. Oben ist z. B. noch das Schild „Zum Spa“ – was bei uns aus einem Waschbecken und einer Toilette besteht. Insgesamt haben wir immer wieder versucht, alles aufzugreifen, was Hotel-Interior betrifft, und konnten das dann ausschmücken mit unseren eigenen Produkten. Konzeptionell haben wir gesagt: Weil wir ja keine Menschen haben, die hier übernachten, sind die Marken und Produkte unsere Gäste, die hier einchecken und nach einer gewissen Zeit wieder auschecken. Das Hotel-Thema findet sich auch in der Verpackung wieder – kleine Köfferchen als Geschenkverpackung. Aber auch für die Onlinebestellungen sind sie in dieser Größe bestens geeignet.

Wie muss ein Produkt sein, um bei euch einchecken zu können?

Für uns ist es immer wichtig, Marken zu haben, die noch keiner hat. Ich finde es spannend, Designer zu führen, die z. B. aus Istanbul kommen und nicht aus den klassischen Design-Regionen wie Skandinavien oder Frankreich. Wir entscheiden aber auch einfach viel nach Bauchgefühl. Es ist uns wichtig, dass wir das Produkt auch wirklich gut finden und es eine Besonderheit hat. Das Produkt sollte etwas Sarkastisches, Humorvolles oder Besonderes an sich haben – zu ernst nehmen wir es hier einfach nicht! Es gibt ein paar Marken, die ich gut finde und die sich null ernst nehmen. Selleti beispielsweise mit ihrer Bananenleuchte Huey, Dewey, Louie und Phooey. Alleine bei der Namensgebung müssen die sich schon weggeschmissen haben.

Was macht deinen Geschmack aus?

Insgesamt dürfen die Sachen nicht zu banal und massentauglich sein. Es ist nicht so, dass ich die nicht mag! Aber es gibt genug andere gute Händler, die diese Produkte anbieten, und dabei eine andere Zielgruppe und auch eine viel größere Fläche haben. Wir wollen es nicht zu strategisch halten. Ich finde Marken gut, die eher bunt oder schräg sind, also nicht konservativ, und einfach Spaß machen. Wir haben nicht wirklich Produkte, die man fürs Leben braucht – es ist nicht ein einziger Artikel da, der lebensnotwenig ist. Dafür haben wir Produkte, die dabei helfen, das Leben schöner zu gestalten.

Mo privat: Was magst du besonders an Hotels?

Ich liebe es zu reisen und Hotelaufenthalte gehören glücklicherweise dazu. Hotels stellen für mich ein temporäres Zuhause dar, wobei ich die mal nicht selbst eingerichtet habe, sondern jemand anderes das für mich getan hat. Architektonisch ist wahrscheinlich die Gestaltung eines Hotels die Königsdisziplin, weil man auf engstem Raum und mit begrenztem Budget Design und Funktion zusammenbringen muss. Es freut mich immer zu sehen, wie bei guten Hotels kleine, liebevolle Details sowohl im Design als auch im Service einfließen, die Atmosphäre schaffen, aber trotzdem ihre Funktion erfüllen. Gepaart mit einem schönen Ort, Natur, Berge, Sonne, Strand und Meer ist das immer eine top Erholung und tolle Inspiration.

 Und was sind deine Lieblingshotels?

In den Bergen gepaart mit einer bezaubernden Stadt ist mein absolutes Lieblingshotel „Das Regina“ in Bad Gastein. Seit der Eröffnung von zwei Freunden, Olaf Krohne und Jason Houzer, gab es noch kein Jahr, an dem ich dort nicht meinen Skiurlaub verbracht habe. Am Meer ist zurzeit mein Lieblingshotel das „Rensamui“ auf Koh Samui. Selten habe ich ein so zuvorkommendes, freundliches, herzliches, authentisches Personal in so unglaublich schöner Atmosphäre erlebt. Das Hotel ist schon ein paar Jahre alt, so dass der Hochglanz einige Schrammen hat, es so aber nur noch charmanter ist und ein fantastisch eingewachsenes Gelände hat. In der Stadt ist eines meiner Lieblingshotels das „Grand Hotel Central“ in Barcelona und die „Flattered Apartments“ in Porto, welches mit vielen unserer Produkte von De La Espada eingerichtet ist. Ich muss aber auch sagen, dass das Soho als eine noch recht kleine Kette, ein extrem gutes Händchen hat, besondere Gebäude in sehr atmosphärische Hotels zu verwandeln.

Text: Mareike Brünig 

Bilder von Hotel Ultra