DOUBLE TROUBLE STYLES BETTER

„Herr Beck, es freut uns sehr, dass Sie in unserem Zuständigkeitsbezirk einen Laden eröffnen! Aber es stehen einfach zu viele Menschen auf dem Gehsteig – sollen wir Ihnen ein rot-weißes Flatterband für die Leute geben, die für Sie auf der Straße stehen?“ – „Nein, das sieht doch nicht aus und sorgt nur dafür, dass sie da nicht mehr stehen.“

Um eine neue Brand erfolgreich zu launchen, braucht es genau diese Attitüde – sie ist der Startschuss für die Karriere von BECK TO BECK als Fashion-Brand. Wir trafen Uli und Michi Beck mit ihrem Partner Hendrik Schimmel in ihrem Showroom in Berlin-Mitte, um über ihr Label, Berlin und die richtige Einstellung zu sprechen.

PREMIUM: Das war ein sehr erfolgreicher Start für euch als Brand BECK TO BECK.

MICHI: Das kann man so sagen! Das mediale Echo sowie die Bestellanfragen waren super, wobei wir bewusst nicht auf Masse produziert haben, sondern tatsächlich nur auf Anfrage.

PREMIUM: Wie emotional war das für euch? Vergleichbar mit dem Lampenfieber vor einem Auftritt? Kann man das miteinander vergleichen?

MICHI: Es ist eigentlich aufregender, weil es ja tatsächlich ein ganz neues Business ist. Es gibt nur uns drei: Hendrik, Uli und mich – plus einen Agenten, mit dem wir arbeiten, aber ansonsten liegt alles bei uns. Es ist wie ein kleines Familienunternehmen, wo Ungefiltertes direkt ankommt und wir jeden Tag Neues dazulernen. Es ist also überhaupt nicht vergleichbar damit, ein neues Album rauszubringen oder auf Tour zu sein.

PREMIUM: Warum gründet ihr ausgerechnet jetzt eine Fashion-Brand?

ULI: Der Launch war an sich letztes Jahr im Oktober zur Ausstrahlung der vergangenen THE-VOICE-Staffel geplant. Da hatte Michi schon das BLINDED-Sweatshirt an. Allerdings hatte die Fertigstellung der kompletten Kollektion bis dahin nicht hingehauen und so suchten wir eine Alternative. Mittendrin wäre es blöd, deswegen wollten wir direkt zur nächsten Fashion Week Berlin im Juli 2018 starten. 

MICHI: Insgesamt war es ein längerer Prozess bis wir überhaupt zu der Entscheidung kamen: 2016 wurde die Idee geboren. Da hatte ich ein KINGS OF INDIGO Sweatshirt bei THE VOICE an, das mega gut bei den Zuschauern ankam. Die Idee, einer eigenen Brand, war aber auch etwas, das Uli schon lange im Kopf hatte.

PREMIUM: Macht ihr bei euren Unisex-Designs wirklich alles von A bis Z selbst?

ULI: Wir haben noch unseren Grafikdesigner, Stephen Paris, der für uns die Ideen umsetzt und das ganze Artwork macht, und unseren Agenten AVIVA, der mit der Produktion zu tun hat. Aber ansonsten läuft immer alles über unseren Tisch.

PREMIUM: Sophisticated Streetwear– inwieweit ist da Hip-Hop mit drin – was ist die Idee hinter euren Kollektionen?

MICHI: Uns ist der Inhalt mindestens genauso wichtig wie das Design und dass es unsere Wurzeln widerspeigelt. Wir waren mit den FANTAS die ersten, die deutsche Streetwear-Labels trugen, was letztlich auf das Styling, das ich für uns als Brand machte, zurückzuführen war. Da kam zum ersten Mal dieses „sophisticated“ zum Vorschein: erwachsen, minimalistisch, reduziert.

ULI: Es geht darum, dass man auf gute Schnitte und Materialien achtet.

MICHI: Genau! Inhaltlich nahm alles so seinen Lauf: Inspiriert von den THE VOICE Blind Auditions kamen wir in unserer ersten Kollektion zuerst auf BLIND, dann auf BLINDED als Begriff, der auch gut zur Mode passt, weil er sowohl Positives als auch Negatives besetzen kann – geblendet sein von Schönheit, aber auch verblendet sein, von einem Modehype beispielsweise. Beim Design haben wir geschaut, dass der Begriff auch optisch umgesetzt wird, indem das Wort BLINDED in Blindenschrift aufgebracht wird. 

Die Idee der „Doppeldeutigkeit“ setzen wir auch in der zweiten Kollektion LIMITED fort:  Positiv im Sinne einer Begrenztheit, die Begehrlichkeit erzeugt, wobei eine Begrenztheit an sich natürlich auch negativ interpretiert werden kann. Das optische Element in der Umsetzung ist dieses Mal, dass man das LIMITED nie ganz sieht.  

PREMIUM: Wer beeinflusst denn wen? Wer ist der Influencer bei euch im Team? 

ULI: Das ergibt sich. Einer inspiriert immer den anderen. Natürlich ist da auch Stephen Paris, der sehr kreativ ist und seine Ideen einbringt. Jeder trägt seinen Teil bei.

MICHI: Back to back* eben. Es ist wie beim Auflegen! (Anmerkung der Redaktion: Back to back bedeutet, dass zwei DJs, die normalerweise alleine auftreten, gemeinsam auflegen. Dabei ist es meist so, dass die beiden sich jeweils nach einem Song abwechseln und sich so den Ball zuspielen.)

 

PREMIUM: Ein Flow eben ....

MICHI: Ja, wir verbringen natürlich viel Zeit miteinander – wobei wir nie viel Zeit haben. Aber wir schaffen es, die wenige Zeit, die wir zusammen haben, bewusst miteinander zu verbringen. Sei es abends auf dem Sofa, oder beim Abendessen, ... Das ist das Gute! 

PREMIUM: Ihr habt ja schon etwas von der Folgekollektion LIMITED erzählt. Bleibt es denn bei Shirts, Hoodies etc.?

MICHI: Wir versuchen uns jetzt schon mehr in Stitches, in Mehrfach-Prints etc. Wir wollen auf jeden Fall den nächsten Step gehen und nicht einfach nur genau das Gleiche machen wie in der letzten Kollektion, wo nur etwas anderes draufsteht, sondern eine richtige Weiterentwicklung durchlaufen.

PREMIUM: Was sind eure Wunsch-Stores? Wo würdet ihr gerne mit eurer Kollektion hängen in Deutschland und weltweit?

MICHI: Wir haben es kürzlich endlich geschafft unseren eigenen Online Shop an den Start zu bringen - becktobeckshop.com - welcher uns sehr gut gelungen ist, würde ich sagen. Wir sind ansonsten sehr happy, wie wir gerade aufgestellt sind, und freuen uns, dass zum Beispiel Stores wie ABOUT YOU, Egoist, Ludwig Beck, Jades, Abseits oder Thomas i-Punkt eingestiegen sind. Es gab auch noch einige andere Stores, die das Ordern mit einer Autogrammstunde etc. verbinden wollten, was wir aber abgelehnt haben. Insofern sind die jetzigen Stores die richtigen; nämlich die, die an das Label glauben.

PREMIUM: Und ihr persönlich? Kauft ihr eher online oder geht ihr in Stores?

ULI: Ich kaufe tatsächlich nicht so oft online, weil ich die Sachen immer lieber vorher anprobiere.Online bestelle ich meistens nur dann, wenn ich es sonst nirgends bekomme. Oder wenn ich ein ganz bestimmtes Teil möchte.

MICHI: Bei mir ist das etwas Popstar-mäßig, muss ich zugeben. Im Ausland gehe ich sehr gerne/oft shoppen. Hier ist es allerdings nicht so entspannt, weil man sich dann schon mal beobachtet vorkommt. In Deutschland passiert es öfters, dass ich erkannt werde…

PREMIUM: Was gefällt euch am meisten an der gegenwärtigen Mode? Speziell hier in Berlin?

ULI: Dass es keine No-Gos gibt, finde ich klasse. Es gibt nichts, was man nicht tragen könnte. Und ich mag, dass die Leute alle ganz offen sind. Du wirst für nichts schräg angeguckt. Es wird nicht mit dem Finger auf dich gezeigt.

MICHI: Berlin als Modestadt bedeutet, dass hier alles gelebt wird und alles geht! Ich glaube, dass die Stadt als experimenteller Spielplatz wahrgenommen wird – und genau das ist auch die Stärke Berlins. Sie ist nicht so „established“, sondern komplett anders als Paris, Mailand ... genau das ist das Spannende!

PREMIUM: Welche Hot Spots sind eure Empfehlungen?

MICHI: Ich würde gerne etwas Neues erzählen, aber ...

ULI: ... letztlich geht man dann doch zu den Plätzen, die man kennt und die einem vertraut sind.

MICHI: ... ins Grill, ins Borchardt, ...

ULI: ... Soho House, Volkspark Friedrichshain – der ist direkt bei uns vor der Haustür.

MICHI: Für uns ist es ehrlich gesagt wichtiger, dass wir es schaffen Zeit für unsere Freunde zu haben, das wird ja nicht gerade einfacher mit Kids.Wir sind also gar nicht mehr so die Hot-Spotter. Zuhause auf unserer Terrasse ist eh der Hot Spot Number One. (lacht)

ULI: Es ist halt so: Wenn wir mal Freizeit haben, verreisen wir super viel. Nutzen die Ferien mit unseren Freunden. Ansonsten arbeiten wir viel oder feiern auf der Straße mit oder ohne Absperrband.